Sprinzen-Versammlung

20 Jahre Jubiläum – Herausforderung Genomik – Tierwohl-Studie

Ende Jänner fand in Scheffau im Tennengebirge die Versammlung der österreichischen Sprinzenzüchter statt. Obmann Thomas Strubreiter konnte dabei rund 70 Züchter begrüßen. Vor 20 Jahren wurde das Generhaltungsprgramm der Sprinzen in Österreich gestartet. Mittlerweile beschäftigen sich 270 Züchter mit 1.108 Kühen, 745 Stück Jungvieh und 136 Zuchtstieren in Österreich mit der Sprinzenzucht. Am 26. Oktober 1999 wurden in der gemeinsamen Besprechung mit Dr. Hugo Valentin und den Vertretern aus Tirol Obmann Karl Mair und Zuchtleiter Christian Moser in St. Lorenzen die Grundlagen für den Start des Generhaltungsprogrammes in Österreich gelegt. Als Verantwortliche Organisation ist die Rinderzucht Tirol eGen zuständig.

Neue Herausforderung Genomik

Die Sprinzenrasse startet als erste Generhaltungsrasse in das Genomik-Zeitalter. Ziel sind ein besseres Inzuchtmanagement und Unterstützung in der züchterischen Selektion

Im Rahmen der Vollversammlung wurde das neue Projekt „Vielfalt kleine Rassen – Einsatz Genomik“ von Professor Dr. Hans Sölkner von der Boku vorgestellt. Vereinfacht gesagt handelt es sich um eine Verbesserung der Datenqualität durch Feststellung der Genetik eines Tieres basierend auf deren DNA. Für die Sprinzen wäre dies insofern relativ einfach umsetzbar, werden doch 100 % aller Tiere schon per Blut oder Gewebe bezüglich Abstammung untersucht. Diese Proben könnten in weiterer Folge auch für das Inzucht- und Erbfehlermanagement verwendet werden. Interessant können die Ergebnisse auch dahingehend werden, eine bessere Selektion für Abkalbeverhalten, Totgeburtenrate oder auch Milchergiebigkeit in der Mutterkuhhaltung zu erhalten. Vor allem für eine Rasse wie die Sprinzen mit der großen Zerstreutheit der Betriebe im gesamten Bundesgebiet wäre die Genomik eine wertvolle Unterstützung im Zucht- und Herdenmanagement. Aufgrund der Kostenreduktion in der Analytik ist der Einsatz der Genomik für Generhaltungsrassen durchaus interessant geworden. Aus diesen Gründen hat der Vorstand in seiner Sitzung beschlossen, im Rahmen des Projektes „Vielfalt kleine Rassen“ gemeinsam mit Öngene, Rinderzucht Austria und Bodenkultur dieses Projekt umzusetzen unter der Bedingung, dass für die Züchter dadurch keine Mehrkosten entstehen. Damit nimmt man bei den Generhaltungsrassen eine Vorreiterrolle ein, hat man doch als erste Rasse diesen Schritt in die Zukunft beschlossen.

Tierwohl-Studie „Zukunft Berggebiet“

Der Arche-Austria-Jugendsprecher Sandro Gstrein beschäftigte sich in seiner Masterarbeit mit der Zukunftsperspektive des Berggebietes unter dem Aspekt Tierwohl – im Bild mit seiner wissenschaftlicher Betreuerin DDr. Eva Zeiler und Projektbetreuer Christian Moser

Obmann Thomas Strubreiter berichtete über die große Tierwohl-Studie „Zukunft Berggebiet“, welche Arche-Austria-Jugendsprecher Sandro Gstrein im Rahmen seiner Masterarbeit an der Technischen Universität München und Hochschule Weihenstephan-Triesdorf durchführte. An 5.338 Kuhhalter in Tirol wurde der Frageboden versendet. Mit einer Rücklaufquote von 33,5 % wurden die kühnsten Erwartungen bei weitem übertroffen. Damit konnte auch repräsentatives Datenmaterial mit hoher Aussagekraft gesammelt werden. Allein diese rekordverdächtige Rücklaufquote bestätigt das große Interesse der Bauern für diese Thematik. Die vielen Rückmeldungen zeigen auch, dass diese Thematik für viele Betriebe eine Zukunftsfrage darstellt, wo die Antwort auch eine große gesellschaftliche Dimension mit sich trägt. Mit diesem großen Datenschatz war es möglich, erstmalig umfassende Daten zur Rinderhaltung in Tirol zu sammeln. Dadurch ist eine Darstellung der Tiroler Rinderhaltung unter Berücksichtigung von zukünftigen Entwicklungen der Landwirtschaft im Berggebiet möglich. Rückmeldungen aus Österreich, Deutschland, Schweiz und Südtirol zeigen mittlerweile auch das große internationale Interesse an den Ergebnissen dieser Studie.

Die Kombinationshaltung hat für viele Generhaltungsrassen eine große Bedeutung. Umso mehr wurde das Ergebnis der Tierwohl-Studie „Zukunft Berggebiet“ mit sehr großem Interesse von den Sprinzenzüchtern verfolgt

Ein großes Augenmerk wurde besonders im Bereich der Thematik zur Halteform (Kombinationshaltung, Laufstall, Alpung,…) gelegt. Vor allem für das Berggebiet mit der Alpung hat die Kombinationshaltung eine immens große Bedeutung. Gleich verhält sich das auch mit der Generhaltung, wo die Kombinationshaltung für viele Rassen eine sehr große Bedeutung hat.

Im Rahmen der Studie kam Gstrein zum Ergebnis, dass drei von vier Betriebe (= 76,5 %) ihre Kühe in der Kombinationshaltung halten. Bei der Anzahl Kühe stehen nur 62 % in Kombinations- und 37 % in Laufstallhaltung. Eine wichtige Frage der Studie war die Zukunftsperspektive der Kombinationshaltung. Aus aktueller Sicht würden in 15 Jahren noch 90 % der Betriebe bestehen. Würde die Kombinationshaltung verboten bzw. in 15 Jahren nicht mehr möglich sein, so werden laut Studie fast 85 % der Betriebe mit Kombinationshaltung die Kuhhaltung bzw. den Betrieb aufgeben. Unter Berücksichtigung des Studienergebnisses, dass 70 % der gealpten Kühe aus der Kombinationshaltung stammen, würde dies für die Almbewirtschaftung sehr große Veränderungen mit sich bringen.

Vor 20 Jahren wurde das Sprinzen-Generhaltungsprogramm in Österreich gestartet. Im Bild der erste Sprinzenzüchter Österreichs Josef Wechselberger aus Gerlosberg.

Bereits vor einem Jahr berichtete man im Rahmen der Sprinzenversammlung von dieser Studie. Umso mehr wurden die Ausführungen von Obmann Thomas Strubreiter mit sehr großem Interesse von den Züchtern verfolgt. Abschließender Höhepunkt der Versammlung war die Ehrung der ZAR-Preisträger in Silber Karin Schaar/Gerhard Egger und Thomas Strubreiter für ihre züchterische Leistung bei der Bundesfleischrinderschau 2019 in Ried im Innkreis. Eine besondere Ehrung gab es noch für Helmut Immitzer aus Spital am Phyrn. Auf seinem Hof konnte die 1.000 Sprinzenkuh in Österreich gefeiert werden. Dazu wurde ihm ein kleines Präsent überreicht.

Text und Fotos: Christian Moser