Fortbildungsveranstaltung für Fleischrinderzuchtberater
2016 wurde das Zuchtprogramm der Rasse Wagyu positiv bescheidet – somit können nun unter anderem die Herdebucheinstufung der Tiere sowie Tierbeurteilungen vorgenommen werden. Gemeinsam mit der ZAR wurde im Rahmen des Bildungsprojektes eine Fortbildung der Fleischrinderzuchtberater zur Rasse Wagyu veranstaltet. Wagyu-Züchter Peter Trixner bot in einem Vortrag einen Überblick über die Geschichte von Wagyu, die rassetypischen Eigenschaften und die wichtigsten Linien in der Rasse. Ernst Lagger erläuterte die Beurteilung des Phänotyps, die Herdebucheinstufung und die genetischen Tests. Am Betrieb von Familie Trixner wurde anschließend die die phänotypische und die Exterieurbeurteilung der Wagyurinder geübt.
Japanische Rinderrassen und Linien
Wa Gyu bedeutet übersetzt japanisches Rind und ist eigentlich ein Überbegriff für vier japanische Fleischrinderrassen. Den mit mehr als 90% höchsten Anteil unter den vier Fleischrinderrassen hat das Kuroge Washu, (übersetzt japanisches Schwarzvieh). Sie ist in der Regel die Rasse, die außerhalb Japans gemeingültig als Wagyu bezeichnet wird. Die als „rote Wagyu“ bezeichneten Tiere gehören in Japan der Rasse Akaushi (japanisches Braunvieh) an. Daneben gibt es noch japanische Hornlose und japanische Shorthorn – beide wurden allerdings nie aus Japan exportiert.
Das schwarze Wagyu gliedert sich in drei Hauptlinien, die aus verschiedenen Regionen stammen: Die Tajima (oder Tajiri)-Linie ist die berühmteste der Linien. Sie geht auf den 1939 geborenen Stier „Tajiri“ zurück. Die etwas kleineren, spätreiferen Rinder haben den höchsten Anteil an intramuskulärem Fett bei einem hohen Anteil von ungesättigten Fettsäuren und werden auch in Japan für ihre Fleischqualität geschätzt. Das Fleischlabel „Kobe Beef“ geht zum Beispiel auf diese Linie zurück. Die Shimane (Fujiyoshi)-Linie sind ausgeglichene Tiere mit guten Wachstumsraten bei guter Milch-und Fleischleistung und guten Muttereigenschaften. Die Kedaka (oder Tottori)-Linie stellt die großrahmigen Vertreter innerhalb der Rasse. Die Fleischqualität der Tiere ist unterschiedlich, dafür zeichnet sie im Vergleich zu den anderen Linien eine gute Milchleistung aus. Die Linie geht auf den 1959 geborenen Stier Kedaka zurück. Natürlich werden diese drei Hauptllinien auch untereinander kombiniert. Allerdings ist die Diversität der Wagyu im Phänotyp aufgrund dieser Linienzucht etwas ausgeprägter, als bei europäischen Rinderrassen.
Von Japan in die USA
1976 wurden zwei schwarze Wagyu der Tottori-Linie und zwei rote Wagyu in die USA zur Colorado University importiert. 1993 folgte dann ein weiterer Import in die USA von zwei männlichen und drei weiblichen Tieren der Tajima-Linie zur Washington State University. Es folgten weitere Importe in die USA – insgesamt waren es 168 Tiere – hauptsächlich schwarze Wagyus. Die Ausfuhr von Wagyurindern, Embryonen oder Samen aus Japan wurde verboten. Die Wagyu-Population außerhalb Japans beruht daher ausschließlich auf diesen 168 Tieren.
Wagyu in Österreich
Die Ersten Wagyus in Österreich wurden vor nicht ganz 10 Jahren geboren. Der aktuelle Bestand beträgt rund 300 Tiere. Fleischrinder Austria hat 2016 den positiven Bescheid für das Zuchtprogramm der Rasse Wagyu für ganz Österreich erhalten (wie es auch bei 13 anderen speziellen Fleischrinderrassen der Fall ist). Ansprechpartner für die Zuchtbetriebe ist nach wie vor der regionale Zuchtverband. Von den zuständigen Zuchtberatern werden die Tiere auch ins Herdebuch eingestuft und die Exterieurbeurteilung durchgeführt. Wer bereits Wagyurinder hat und diese ins Herdebuch eintragen lassen möchte, wird gebeten mit dem jeweiligen Zuchtverband in Kontakt zu treten. Für alle Interessenten wird Ende November/Anfang Dezember eine Informationsveranstaltung organisiert – wo unter anderem die Herdebucheinstufung und gegebenenfalls notwendige genetische Untersuchungen erklärt werden.
Fleischrinder Austria bedankt sich bei Peter Trixner für das interessante Referat und die Vorstellung des Betriebes und der Wagyurinder. Ebenfalls bedanken wir uns bei Christina Trippold für die Organisation des Seminars und bei Ernst Lagger für seinen Vortrag.
Text und Fotos: Anna Koiner